Mittwoch, 28. November 2012

Analyse: Der Wettlauf um Europa - SumUp, Payleven und iZettle im Kampf um den First-Mover Advantage (Teil 2)

Im Teil 1 der Analyse wird die Expansionsstrategie der Merchant-Enabled Mobile Payment Anbieter wie iZettle, Payleven und SumUp in Europa beschrieben und bewertet.

Aber wer besetzt momentan welche Märkte? Wie teilt sich das Feld auf? Wo sind weiße Flecken auf der Landkarte? Das nachfolgende Bild gibt einen Überblick über den Stand der Expansionsstrategien der Anbieter und ermöglicht weitere Analysen.



Die Marktsituation der einzelnen Starter im Mobile Payment Wettlauf um Europa:
  • iZettle:
    • Aktuelle Verbreitung: Deutschland, UK, Schweden, Dänemark, Finnland, Norwegen, Spanien.
    • Der Pionier der europäischen Mobile Payment Anbieter hat in Skandinavien ein Heimspiel und ist dort unangefochtener Platzhirsch.
    • Die aktuelle Expansion außerhalb Skandinaviens erfolgte im größten europäischen Markt, nämlich Deutschland, wo SumUp und Payleven einen Startvorteil genießen.
    • Im Dezember 2012 wurde die Expansion in das südliche Europa, nämlich Spanien, angekündigt.
    • Ausblick? Über Skandinavien ist der Weg in die baltischen Staaten und Osteuropa nicht weit - hier liegt für iZettle großes Potential.
  •  SumUp: 
    • Aktuelle Verbreitung: Deutschland, Österreich, UK, Irland, Spanien, Italien, Niederlande.
    • SumUps Heimatmärkte sind Irland und Deutschland - die Expansions im November 2012 zielte auf weitere große Märkte, so dass SumUp nun einen First-Mover-Advantage in Spanien und Österreich hat.
    • Gleichzeitig zieht SumUp gleich mit Payleven in den Niederlanden und Italien.
    • Ausblick: Nach und nach wird SumUp jeden großen europäischen Markt bearbeiten - so ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis das Unternehmen nach Frankreich und Benelux expandiert.
  • Payleven:
    • Aktuelle Verbreitung: Deutschland, UK, Italien, Niederlande, Polen, Brasilien.
    • Neben wichtigen zentraleuropäischen Märkten hat Payleven mit Polen einen Brückenkopf in Osteuropa.
    • Payleven hat als erstes europäisches Unternehmen den Sprung über den Atlantik gewagt und bearbeitet den riesigen brasilianischen Markt.
    • Ausblick: Neben der globalen Ausdehnung hat Payleven anscheinend konkrete Pläne, als nächstes nach Frankreich zu expandieren, was eine offizielle Internetpräsenz nahelegt. 
(letztes Update 14.12.2012)

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Dienstag, 27. November 2012

Analyse: Der Wettlauf um Europa - SumUp, Payleven und iZettle im Kampf um den First-Mover Advantage (Teil 1)

Merchant-Enabled Mobile Payments, also Lösungen, die das Handy des Händlers in ein Kartenlesegerät verwandeln, gewinnen in Europa zunehmend an Dynamik , wie Meldungen der letzten Wochen beweisen:
Der Wettbewerb der Firmen - insbesondere in Europa - erinnert immer mehr an einen Wettlauf um die Absatzmärkte und nur der schnellste könne gewinnen. Immerhin spricht Daniel Klein, CEO von SumUp, davon, dass die Dongle-genannten Handy-Aufsetzer nur so aus dem Lager fliegen würden.
Einiges spricht dafür, dass die Expansionsstrategie, die die drei genannten europäischen Player verfolgen, ein Erfolg werden könnte:
  • Der "Lock-In" Effekt sorgt dafür, dass ein einmal gewonnener Händler keinen zweiten Anbieter benötigt - insbesondere wenn die Preise fast durchweg gleich sind.
  • Der "Novelty" Effekt spricht die größte Attraktivität einer Innovation dem zu, der als Innovator wahrgenommen wird. Und - obwohl das amerikanische Square die Idee zuerst hatte - wird diese Rolle wohl dem zufallen, der einen Markt als erstes besetzt.
  • Beide Effekte sorgen im Zusammenspiel für den "First-Mover-Advantage", der dem Unternehmen einen substantiellen Vorteil bescheinigt, das als erstes einen Markt betritt.
Das eine solche Expansionsstrategie auch schiefgehen kann zeigt beispielsweise das soziale Netzwerk StudiVZ, das recht zügig in große europäische Märkte expandierte, um der drohenden Expansion des eigentlichen Innovators Facebook zuvorzukommen. Seinerzeit vergaß StudiVZ vor lauter Expansion das eigentliche Produkt zu verbessern und wurde somit - ohne vom großen amerikanischen Bruder übernommen zu werden - bedeutungslos.

Im Mobile Payment Markt spielt dabei Square die Rolle von Facebook, und auch Square bietet heute bereits ein deutliche stärkeres Produktbündel als die europäischen Konkurrenten (Details hier). Payleven, iZettle und SumUp sollten also nicht vergessen, ihr eigentliches Produkt weiter zu optimieren um bei einer Expansion Squares in den europäischen Markt für den Kunden attraktiv zu bleiben. Allerdings - als Übernahmekandidat macht man sich mit einer großen Marktabdeckung natürlich interessant.


Im Teil 2 der Analyse folgt eine Übersicht der aktuellen Verbreitung der Lösungen in Europa: Welche Unternehmen führt aktuell im europäischen Wettlauf?


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Dienstag, 20. November 2012

News: Visa und Vodafone starten Mobile Payment Offensive in Australien

Vodafone Australien und Visa haben heute eine Kooperation bekanntgegeben, um Mobile Payment per NFC-Übertragungstechnik in Australien zu lancieren. Mit der Applikation "SmartPass" soll der mobile Bezahldurchbruch gelingen, und Vodafone spart nicht an Superlativen in ihrer Pressemitteilung: "game-changing" sei die Applikation, die den "stress out of shopping" nehme.

Hier die wichtigsten Informationen zu dieser Kooperation in der Übersicht:
  • Wie funktioniert "SmartPass"? An allen Visa PayWave Kassenterminals in Australien kann ein Kunde sein Android-Smartphone verwenden, um per NFC Beträge von einem Prepaid-Guthaben zu bezahlen. "SmartPass" ist dabei eine App, die die Transaktion für den Kunden visualisiert und die Transaktion autorisiert.
  • Was macht "SmartPass" gut?
    • Es gibt rund 100.000 Visa PayWave Kassenterminals in Australien, was eine hohe händlerseitige Akzeptanz verspricht.
    • "SmartPass" wird auf allen verkauften Handys von Vodafone vorinstalliert werden, so dass - ähnlich wie bei Apples Passbook (Details hier), die Lösung direkt in die Hände sehr vieler Kunden gerät.
    • Vodafone forciert gleichzeitig den Verkauf und Support NFC-fähiger Mobilgeräte: Thomas Roets, General Manager bei Vodafone Australien, prognostiziert, dass 80% aller im Jahr 2013 mit Vodafone-Verträgen ausgestatteten Handys NFC-fähig sein sollen.
  • Was macht "SmartPass" schlecht?
    • Alle sensiblen Daten werden auf der SIM-Karte gespeichert, wodurch die Sicherheit zwar potentiell erhöht wird, der Kunde allerdings auch eine entsprechende (neue) SIM-Karte benötigt. Alle Kunden, die bereits ein NFC-fähiges Smartphone haben, müssten also erst umständlich ihre SIM-Karte austauschen. Dieses Problem hatte bereits Isis Wallet bei der Markteinführung (Details hier).
    • "SmartPass" ist ausschließlich Prepaid. Zwar steigt hierdurch die gefühlte Sicherheit des Kunden, allerdings sinkt dadurch auch die Benutzerfreundlichkeit, wenn Kunden ihr Guthaben stets aufladen müssen. Ein Problem, was bereits die Geldkarte in Deutschland floppen ließ. Außerdem sind andere Anbieter hier weiter, da Isis Wallet beide Möglichkeiten bietet: Prepaid und Kopplung an das Kreditkartenkonto.
    • "SmartPass" ist exklusiv für Vodafone und alle weiteren Telekommuunternehmen werden eine eigene Lösung erhalten. Mögliche Skaleneffekten oder einheitliches Branding werden so verhindert.
  • Fazit: Visa und Vodafone begleiten ihren Vorstoß in den Mobile Payment Markt verständlicherweise mit allen Vorschusslorbeeren. Auf dem ersten Blick fallen allerdings bereits ein paar Fallstricke auf, die einen erfolgreichen Markteintritt erschweren könnten. Deutsche Telekommunternehmen sollten einen genauen Blick auf die Pilotphase von "SmartPass" werfen, um erste Learnings aus dem Launch von Isis Wallet in den USA bestätigen zu können - eine bessere Marktforschung als diese kann es wohl nicht geben.

Donnerstag, 15. November 2012

Beginner's Guide: Telekommunternehmen & Mobile Payment

Ob Isis Wallet (T-Mobile, AT&T und Verizon), mPass (o2 Telefonica) und myWallet (Deutsche Telekom): Telekommunternernehmen drängen in den Markt für Mobile Payment. Wieso ist es diesen Unternehmen so wichtig, als Innovatoren aufzutreten? Was erhoffen sie sich und welche Strategien wenden sie an? Dieser Artikel soll diese Fragen beleuchten.

Wer bietet was an?
  • Isis Wallet: Die Allianz dreier Telekommunikationsschwergewichte will in den USA Google Wallet vom Thron stoßen. Der Kunde erhält NFC-Übertragungstechnik und reichlich Cash-Startguthaben, wenn er sich für die Lösung entscheidet. Mehr Informationen zu Isis Wallet hier und hier.
  • myWallet: Auch myWallet der Deutschen Telekom bietet NFC-basierte Mobile Payments an. Details hier.
  • mPass: Die Lösung von o2 Telefonica versendet NFC-Sticker, die am Mobiltelefon befestigt werden können, um kontaktloses Bezahlen zu ermöglichen. Details hier.
Warum wollen Telekommunternehmen Teil der Mobile Payment Infrastruktur sein?
  • Macht-Motive: Zunächst ist es für Anbieter kaum möglich, ohne eine Kooperation mit einem Telekommunternehmen eine mobile Bezahlmethode anzubieten. Konkret sind Firmen wie T-Mobile (für LevelUp) und o2 (für mpass) Gatekeeper, die durch ihr Netz die Datenkommunikation ermöglichen. Telekommunternehmen haben somit einen einzigartigen Machthebel, den sie gewillt sind zu nutzen.
  • Finanzielle Motive: Wenn diese Unternehmen nicht finanziell davon profitieren könnten, würden sie es nicht anbieten. Aber wo genau liegt der finanzielle Nutzen für Unternehmen? Zum Einen spielt die SIM-Karte eine herausgehobene Rolle beim NFC-basierten Mobile Payment. Hier werden, bspw. in der Isis Wallet, alle sicherheitsrelevanten Informationen sowie Kreditkarten und Loyalitätsprogramme so gespeichert, dass sie möglichst sicher sind vor fremdem Zugriff und Datenmissbrauch. Telekommunternehmen, die diese SIM-Karte bereitstellen, könnten Speicherplatz gewissermaßen vermieten, um Anbietern von Coupons, Loyalitätsprogrammen oder Kreditkarten die Nutzung durch mobile Anwender zu ermöglichen. 
  • Image Motive: Wie differenzieren sich Telekommunternehmen heutzutage voneinander? Alle haben letztlich ähnliche Preisstrukturen, Billigmarken, welche die Hauptmarke flankieren, und ein flexibles Flatrate-Konzept. Nur wenige potentielle Unterschiede und Differenzierungsmerkmale existieren überhaupt, dazu zählt beispielsweise das bestehende LTE-Netz auf Seiten der Telekom. Mobile Payment ist allerdings eine weitere Möglichkeit für Unternehmen, sich als technologischer Innovator zu etablieren. Nicht umsonst schickte o2 im Oktober 2012 Massen-eMails an ihre Kunden, die den Launch von mPass verkündeten.
Was machen andere Unternehmen?
Vodafone und Visa haben bisher immerhin eine Partnerschaft geschlossen, die den fast 400 Millionen Kunden von Vodafone mobiles Bezahlen ermöglichen soll. Visas Paywave Plattform ist allerdings weniger weit verbreitet als Mastercards Paypass Terminal, so dass Vodafone hier unter Umständen auf das falsche Pferd gesetzt haben könnte. Es ist aber noch zu früh, um ein abschließendes Urteil zu dieser Partnerschaft zu fällen.

Wie lautet das Fazit?
Telekommunternehmen haben eine ausgezeichnete Position im Kampf um die treibende Rolle der Mobile Payment Entwicklung und sind ein treibender Faktor der Verbreitung. Der zentrale Aspekt ist dabei der hardwarebasierte Ansatz, die Bezahlvorgänge über die SIM-Karte des Handys abzuwickeln. Hier liegt der große Vorteil der Telekommfirmen, da sie über diesen Raum verfügen können. Allerdings gibt es bereits zahlreiche Mobile Payment Anbieter, im deutschen Raum beispielsweise PayCash, die nicht auf die SIM-Karte angewiesen sind, sondern eine spezielle (software-basierte) Verschlüsselungstechnik verwenden. In diesem Fall verlieren o2, Deutsche Telekom und Co ihren Machtposition. In der Zukunft werden wir jedoch weitere Bestrebungen der Telekommplayer sehen, ihre Marktmacht zu ihren Gunsten einzusetzen. Ein besonderes Datum stellt in diesem Zusammenhang der Launch von myWallet in Deutschland Anfang 2013 dar.


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Montag, 5. November 2012

News: Rolle rückwärts - Gerüchte um physische Google Wallet Card

Geleakten Screenshots der neuen Google Wallet App legen nahe, dass Google die Einführung einer physischen Kreditkarte neben ihrer digitalen Lösung plant. Damit könnten Kunden immer dann zahlen, wenn ihre digitale Google Wallet Brieftasche nicht zum Einsatz kommen kann, beispielsweise wenn der Händler kein NFC Empfangsterminal hat.

Welche Schlüsse können aus diesem Schritt gezogen werden?

  • Zunächst überrascht der Schritt, da Google Wallet Chef Osama Bedier noch vor kurzem betonte, dass NFC die ideale Lösung für modernes Bezahlen sei. Die Einführung einer physischen Karte könnte somit einem Eingeständnis nahe kommen, dass die Verbreitung von NFC Terminals alles andere als dynamisch ist und bisher auch Google enttäuscht.
  • Andererseits zeigt das Gerücht auch, dass Google wild entschlossen scheint, die einjährige Erfahrung mit ihrer Mobile Payment Lösung zu nutzen und ihr Produkt weiterzuentwickeln. Die Produkterweiterung um eine physische Karte kann ein wichtiger Schritt sein, Google Wallet zu einer kompletteren Lösung als die vieler Konkurrenten zu machen. Anders als viele andere Angebote in Googles Portfolio wird das Unternehmen an dem Payment Bereich festhalten.

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